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Blick auf gelbes Haus 1908 09 Mathilde Vollmoeller-Purrmann: Blick auf gelbes Haus, 1908-09, Stadt Speyer

Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Fest der Farben

Mathilde Vollmoeller-Purrmann. Fest der Farben

10.4. ‐ 3.7.2011

Leben und Werk der Avantgarde Künstlerin (1876–1943) stehen exemplarisch für eine ganze Generation von Künstlerinnen um 1900, zu der auch Paula Modersohn-Becker gehört. Wie für viele ihrer Zeitgenossinnen sind die Metropolen Berlin und Paris die prägenden Stationen ihres künstlerischen Werdegangs.
Im Zentrum der Ausstellung standen ca. 40 Werke der Künstlerin, die Stillleben, Porträts und Landschaften zeigten.

»Eine starke Begabung, ein noch stärkerer Wille«, schreibt das Berliner Tageblatt anlässlich der Beteiligung Mathilde Vollmoeller-Purrmanns am Pariser Herbstsalon 1908. Die Malerin war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Figur der künstlerischen Avantgarde. Lange Zeit ging man davon aus, dass Mathilde Vollmoeller-Purrmann nach ihrer Heirat mit dem Künstlerkollegen Hans Purrmann das Malen vollständig aufgab und dass ein Großteil ihres Werkes zerstört worden sei. Die Ausstellung des erst 1999 wiederentdeckten Werkes beweist jedoch eindrucksvoll, dass sie ihr Leben lang künstlerisch tätig war.

Wie auch Paula Modersohn-Becker beginnt Mathilde Vollmoeller-Purrmann ihre künstlerische Ausbildung in Berlin. Durch ihren Bruder, den Dichter Karl Vollmoeller, und ihre Lehrerin Sabine Lepsius begegnet sie den Künstlern der Berliner Secession, u.a. Max Liebermann, Lovis Corinth und Leo von König. Ihre Bilder, vor allem Landschaften und Porträts, bringt die Malerin mit dicht aneinander gesetzten Pinselstrichen in hellen Farbtönen auf die Leinwand, so dass ihre Malerei noch ganz im Zeichen der Berliner Interpretation des (Post-)Impressionismus steht.

Mathilde Vollmoeller-Purrmann zieht es, wie viele Künstlerinnen ihrer Zeit, in die französische Metropole Paris. Gemeinsam mit dem befreundeten Dichter Rainer Maria Rilke besucht sie 1907 fast täglich die große Pariser Cézanne-Retrospektive, die es Paula Modersohn-Becker nicht vergönnt war zu sehen. Ihre unter dem Eindruck von Cézanne entstandenen Stillleben machen verstärkt die Farbe zum Gegenstand der harmonischen Bildkompositionen. Die Hinwendung zu einer intensiven Farbpalette verstärkt sich durch ihr Studium an der Akademie des Fauvisten Henri Matisse. In dieser Zeit entstehen überwiegend Stillleben und Landschaften, die das Sonnenlicht des Südens einfangen und in kräftigen Farbkompositionen leuchten.

Mit der Familiengründung konzentriert sich die Malerin auf Aquarelle, die vor allem auf den gemeinsamen Reisen des Ehepaars entstehen und die in ihrer Farbkraft den Ölbildern ebenbürtig sind. Der nationalsozialistischen Diktatur entziehen sich die Purrmanns durch die Übernahme der Leitung der Villa Romana in Florenz, die sie gemeinsam zu einem Rückzugsort für in Deutschland bedrohte Künstler machen. Die groß angelegten Aquarelle aus der Florentiner Zeit zeugen davon, dass Mathilde Vollmoeller-Purrmanns künstlerische Schaffenskraft bis zuletzt ungebrochen war.