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Die Sammlungspräsentation »Paula Modersohn-Becker. Short Stories 2025« richtet ihren Fokus auf einzelne Aspekte oder Ereignisse aus Leben, Werk und Rezeption der Malerin. In Form kleiner Ausstellungs-Kurzgeschichten, werden einzelnen Themen dabei schlaglichtartig näher beleuchtet.
In den Ausstellungsräumen 6 & 7 dreht sich gerade alles um ein ebenso berühmtes wie rätselhaftes Werk von Paula Modersohn-Becker: Dem »Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag«. Intensiv widmet sich die Short Story »Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag – Ein Bild und sein Weg zur Ikone« diesem ikonischen Werk, dessen Besonderheiten viele Fragen aufwerfen und nimmt die Besucher:innen mit auf Spurensuche. 
Vollständig lösen können wir die Rätsel dieses Bildes dabei nicht, doch was wir über sie wissen, teilen wir gerne! 

Vielleicht wirft das ikonische Rätselbild bei unseren Besucher:innen ja auch ganz andere Fragen auf? Fragen, die wir bisher noch gar nicht an das Werk gestellt haben...?

Um das herauszufinden, bitten wir in der Ausstellung auch um Ihre Fragen an das »Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag«.  Eine Auswahl Ihrer Fragen werden hier nun, nach und nach, von unseren Wissenschaftler:innen beantworten...

 

 

 

 

Bei Paula Modersohn Becker gibt es einige Studien, die relativ schnell entstanden sind, in wenigen Stunden oder Tagen. Am „Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag“ hat sie aber sicherlich mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen gearbeitet. Es ist in mehreren Schichten gemalt und sehr ausgeführt. Die Inschrift unten rechts meint also eher den Anlass und den ungefähren Zeitraum des Entstehens.

Dr. Frank Schmidt

Ganz genau wissen wir das nicht, aber auf der Staffelei stand das „Stillleben mit Sonnenblumen“, dass sich heute in der Kunsthalle befindet.

Dr. Frank Schmidt

Diese Kette ist ein Erbstück aus der Familie Becker, die Paula Modersohn-Becker sehr geliebt hat. Im Bild ist sie auch farblich und malerisch wichtig. Außerdem zeichnet sich die Künstlerin dadurch aus.

Dr. Frank Schmidt

Eine wichtige Frage und ein wichtiges Thema. Nackte Körper durchziehen die Kunst aller Zeiten, aber es war revolutionär, dass eine Künstlerin sich hier selbst nackt gemalt hat. Wir müssen uns fragen, warum uns diese Intimität bei den Tausenden nackten Göttinnen und Göttern, Adams und Evas der Kunstgeschichte nicht stört, hier aber schon. Die Kinderakte irritieren in der Tat, doch wird selten darüber gesprochen. Warum? Liegt es daran, dass diese Nacktheit, so natürlich und eben nicht erotisch erscheint? Oder stören wir uns nicht daran, weil die Kinder von einer Frau gemalt wurden?

Dr. Frank Schmidt

Schwer zu sagen. Das Bild war ihr jedenfalls wichtig. So große Bilder hat sie sonst kaum gemalt und es gehört schon etwas dazu, vor allem in ihrer Zeit, sich selbst nackt zu malen. Unsere Aufgabe als Betrachter ist es, diese Fragen zu stellen und sie auch selbst für uns zu beantworten. 

Dr. Frank Schmidt

Seit fast 100 Jahren steht hier in der Böttcherstraße ihr Museum. Aber wie das oft so ist, wird der "Prophet im eigenen Land" nicht ausreichend gewürdigt. Im Ausland ist das anders. "In Germany she is a star", schrieb kürzlich eine amerikanische Zeitung. Wir arbeiten daran...

Her museum located on Böttcherstraße exists for almost 100 years now. However, as it is often the case, "a prophet is not valued in his own country". Abroad, though, it is a different story. "In Germany she is a star," an American newspaper recently wrote. We are working on that…

Dr. Frank Schmidt

Keinen bis sehr viel. Die Antwort mag überraschen, aber man müsste die Frage konkretisieren. Sobald sich ein Bild, ein Kunstwerk, in einem öffentlichen Museum befindet, ist es dem Markt entzogen. In Deutschland und in den allermeisten Ländern verkaufen Museen ihre Bilder nicht. Und der Preis - um den es bei der Frage wahrscheinlich geht - bildet sich nur im Kunstmarkt nach Angebot und Nachfrage. Aber die Bilder sind versichert und wenn sie beispielsweise auf Reisen gehen und ausgeliehen werden, muss der Leihnehmer eine Versicherungsprämie zahlen, die sich nach dem geschätzten Wert richtet. Den geben wir aber aus Sicherheitsgründen nicht heraus. Letztlich muss man aber sagen: Da es sich um ein Unikat handelt, das Bild könnte bei Verlust ja nicht ersetzt werden, ist es eigentlich unbezahlbar. 

Dr. Frank Schmidt

Werder Bremen wurde 1899 und also noch zu Lebzeiten der Künstlerin gegründet. Ob Werder damals aber schon in einer Liga gespielt und Punkte verloren hat...? Bei Malerinnen und Malern spielen Fragen wie Farbigkeit und Kontraste eine Rolle. Die Punkte, die sie im übrigen auch in anderen Bildern als Hintergrund verwendet hat, sind ein unruhiger Gegenpol zum großen, ruhigen Körper. Und farblich passt es auch.

Dr. Frank Schmidt

Überhaupt nicht! Das hatte sich vor ihr keine Frau getraut. Aber auch von männlichen Künstlern existieren bis dahin keine öffentlichen Akt-Selbstbildnisse.

Dr. Frank Schmidt

Jeder sieht das etwas anders, was gut ist. Ich sehe Selbstbewusstsein, Selbsbefragung. "Ich bin ich und hoffe es immer mehr zu werden" - Das hat sie um die Entstehungszeit an ihren Freund Rainer Maria Rilke geschrieben. Toller Spruch, der es wie ich finde auf den Punkt bringt.  

Dr. Frank Schmidt

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