Jeanne Mammen – Nur ein paar Augen sein
7.9. ‐ 22.11.2008
Jeanne Mammen (1890–1976) hat den zwanziger Jahren ein unverwechselbares Gesicht gegeben. »Eigentlich habe ich mir immer nur gewünscht: nur ein Paar Augen sein, ungesehen durch die Welt gehen, nur die anderen sehen«, erinnerte sich die Berliner Zeichnerin in hohem Alter. Nicht Selbstporträts oder Tagebuchaufzeichnungen dokumentieren die Stationen im Leben der Künstlerin, sondern ihre Bilder. Sie sind ihr »lebenslängliches Tagebuch«.
1906, im selben Jahr, in dem Paula Modersohn-Becker ihre Studien dort abschloss, kam Jeanne Mammen an die Académie Julian in Paris. Ihr Zeichentalent, das sich in zahllosen atemberaubenden Skizzen niederschlug, fand sogleich Anerkennung und trug ihr in Brüssel, wo sie im Kreis der belgischen Symbolisten verkehrte, eine goldene Medaille ein.
Bekannt wurde Jeanne Mammen mit den während der Weimarer Republik in Berlin entstandenen Skizzen und Aquarellen. Als Modezeichnerin und Gebrauchsgrafikerin für zahlreiche Zeitschriften dokumentierte sie mit scharfem Strich und voll hintergründiger Ironie den Geist der zwanziger Jahre. Glamour, Girls und Kokotten, von den Cafés der Boulevards bis zu den Kaschemmen des Rotlichtmilieus, sie scheute keine soziale Barrikade und wagte sich bis in die Randgebiete der Gesellschaft. Ihre Bilder prägen bis heute – wie die Arbeiten ihrer Zeitgenossen Otto Dix und George Grosz – das Image der Weimarer Republik.
1933 verlor ihr Werk seine Existenzgrundlage.
Das Paula Modersohn-Becker Museum zeigte einen umfassenden Überblick über das Werk Jeanne Mammens. Neben den Arbeiten aus den zwanziger Jahren in Berlin nimmt zum ersten Mal das Frühwerk der Pariser und Brüsseler Jahre einen großen Stellenwert ein. Zahlreiche Skizzenbücher aus diesen Jahren wurden erstmals gezeigt.