Museen BöttcherstraßeMuseen Böttcherstraße

Claudia Klocke Foto

Vorgestellt - mein Museum

Seit mehr als fünf Jahren ist es meine Aufgabe, die Sichtbarkeit der Museen Böttcherstraße in der Öffentlichkeit zu verbessern und zu verstetigen. Es wird tatsächlich nie langweilig. Jedes Projekt hat seine ganz eigene Dynamik, hat seine ganz besonderen Eigenschaften. Ich selbst lerne bei jeder Ausstellung so unglaublich viel dazu – sowohl inhaltlich aber auch fachlich. Neue Kooperationen, spannende Ideen von meinen Kolleg*innen aus anderen Abteilungen, neu gewonnene Partner – all das befruchtet meine Arbeit.

Die Museen Böttcherstraße sind auch als Arbeitsplatz etwas ganz Besonderes. Ich sage immer: Wir haben zwar nicht die größte Sammlung, aber dafür sind wir ein Gesamtkunstwerk: Unsere Sammlungen, die Gebäude, unsere Umgebung, unsere Geschichte. Ich habe in Bremen studiert und bin gebürtige Norddeutsche, deswegen war mindestens die Böttcherstraße ein Begriff für mich – schon bevor es beruflich aktuell wurde. Die Stimmung der Straße ist etwas ganz Eigenes und mit nichts zu vergleichen. Ich fühle mich jeden Morgen wie an einem anderen Ort. Vor allem im Herbst, wenn ganz früh morgens die Straße menschenleer ist, Nebel über dem Boden schwebt und die Türglocke vom Ludwig Roselius Museum erklingt, rechne ich insgeheim damit, dass gleich Hagrid, Harry Potter, Ron Weaseley und Hermine Granger um die Ecke kommen. Vor allem ich genieße ich den Ausblick aus meinem Bürofenster auf die Türme und die Fassade des Paula Modersohn-Becker Museum mit der expressionistischen Architektur von Bernhard Hoetger.

Ich muss gestehen, Paula Modersohn-Becker war mir zwar bekannt als ich 2015 im Museum begann, aber intensiv beschäftigt hatte ich mich nicht mit ihrer Kunst und ihrem Leben. Umso beeindruckter war ich, als ich tiefer eingestiegen bin. Die Kunst von Paula Modersohn-Becker ist in meinen Augen keine Kunst, die auf Anhieb gefällt oder Kunst, die man im Vorbeigehen rezipieren kann. Die Zeichnungen und Gemälde von ihr sind etwas Dauerhaftes und haben eine Wirkung, die eintritt, wenn man sich darin fallen lässt. Und wie bei jeder Kunst ist es auch der Hintergrund, vor der diese Werke entstanden sind, die sie so besonders machen. Erst, wenn man sich andere Kunstschaffende ihrer Zeit anschaut, erkennt man, wie fortschrittlich und mutig ihr Weg war. Das Kunstwerk von ihr, das mich von Anfang an „gefangen“ hat und mich noch immer anzieht, ist die „Liegende Mutter mit Kind II“ (1906). Diese Intimität, diese Ruhe und Zeitlosigkeit des Gemäldes ist einzigartig und habe ich in dieser Intensität nur selten in Kunstwerken erlebt.

Aber es gibt ja auch noch ein zweites Haus, mit dem ich jeden Morgen meinen Arbeitstag beginne, weil mein Büro im Giebel des Ludwig Roselius Museums ist. Und ganz ehrlich: Dieses Museum wird unterschätzt. Es ist eine Wunderkammer, in die ich selbst nach vielen Jahren noch immer nicht vollständig eingetaucht bin. Es birgt so viele einzigartige, z.T. kuriose Kunstwerke in sich, dass man stets etwas Neues entdeckt. Ob es jetzt die Uhrensammlung in den Vitrinen auf der Empore ist, der glänzende Silberschatz der Compagnie der Schwarzen Häupter aus Riga oder die wertvollen Gemälde von Lucas Cranach d.Ä. und Lucas Cranach d.J. Erst in der Gesamtwirkung entsteht das Museumserlebnis im Ludwig Roselius Museum.

Ich mag meine Arbeit und ich mag meinen Arbeitsplatz. Und zum Schluss ein kleiner Tipp: Unsere Terrasse ist auch ohne Eintritt zugänglich und ein wunderbarer Ort, um einfach mal abzuschalten und dem Trubel des Alltags zu entfliehen. Vielleicht sieht man sich dort demnächst ja wieder, wenn wir endlich wieder die Türen für euch öffnen dürfen.


 

Zur Autorin

Claudia Klocke arbeitet seit 2015 an den Museen Böttcherstraße und leitet dort die Abteilung für PR und Marketing. Sie liebt es zu Kochen und zu Backen, ist (meistens) Werder Bremen-Fan, fährt Fahrrad bei Wind und Wetter und konsumiert auch privat Kultur in jeglicher Form.

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